Der Flohmarkt war eine Welt für sich. Reihen von Ständen zogen sich über den kleinen Marktplatz, jeder beladen mit einer kunterbunten Mischung aus Altem, Kuriosem und Wertvollem. Max schob sich durch die Menschenmenge, die Hände tief in den Taschen seiner abgetragenen Jeans vergraben. Seine Mutter hatte ihn mitgeschleppt, obwohl er eigentlich lieber zu Hause geblieben wäre. "Hier, Max! Schau mal, alte Bücher!" rief seine Mutter und verschwand zwischen den Ständen. Max seufzte. Bücher waren nicht sein Ding.
Er streifte ziellos durch die Gassen, bis sein Blick an einem kleinen Stand hängen blieb. Er war unscheinbar -- ein alter Mann mit einem zerknitterten Gesicht saß auf einem wackeligen Stuhl hinter einem Tisch, auf dem eine Ansammlung von scheinbar wertlosem Kram lag. Doch etwas auf diesem Tisch zog Max magisch an. Eine Taschenuhr. Die Uhr war aus Messing, verziert mit filigranen Gravuren, die sich wie ein Labyrinth über die Oberfläche zogen. Ihr Glas war leicht zerkratzt, und der Deckel lag halb offen. Max griff danach, zögerte kurz, doch dann nahm er sie in die Hand. Sie fühlte sich überraschend schwer an, und als er sie öffnete, schlug die Zeiger wie von selbst einen wilden Tanz.
"Interessierst du dich für alte Dinge?" fragte der Mann mit heiserer Stimme. Seine Augen funkelten auf eine Art, die Max nicht einordnen konnte -- irgendwo zwischen Neugier und Geheimnis. "Vielleicht. Was kostet sie?" Max drehte die Uhr in seiner Hand, während das Zifferblatt im Licht der Nachmittagssonne aufblitzte. Der Mann schien kurz nachzudenken. "Für dich? Zehn Euro. Aber sei vorsichtig mit ihr. Diese Uhr hat mehr Geschichte, als du dir vorstellen kannst." Max zog sein Taschengeld hervor und legte es auf den Tisch. Der Mann nickte knapp, nahm das Geld und lächelte, als Max sich mit der Uhr in der Hand entfernte.